Thursday, October 23, 2014

Synchronisation - der Deutschlandfilter für Hollywood

Es ist schon ein seltsames Ansinnen, das deutsche TV-Sender und die Mehrheit der Zuschauer an den Tag legen. Ich möchte mir eine Serie ansehen, die weder aus Deutschland stammt, noch in Deutschland spielt. Es spielen auch keine Deutschen Schauspieler mit. Warum sollte ich dann erwarten, das mir eben diese Serie in hannoveranischem Einheitsdeutsch präsentiert wird?

Das Problem ist hauptsächlich die Gewohnheit. Man hat die Zuschauer jahrzehntelang an genau diese Umsetzung amerikanischer Serien und Filme gewöhnt. Sie nach so langer Zeit wieder zu entwöhnen, ist kaum möglich. Synchronfassungen unterscheiden sich nicht nur in der Sprache vom Original, sondern auch in der Atmosphäre. Dialoge sind z.B. viel lauter als in der OV, da im Studio aufgenommen. Sie sind aber auch unecht und haben wenig damit zu tun wie Menschen wirklich sprechen.

Als Argument für die Beibehaltung der Synchro-Kultur wird häufig genannt, dass der Zuschauer heute die Wahl hat und sich bei Bedarf auch für die OV entscheiden kann. Das trifft zwar rein theoretisch zu, kommt aber in der Praxis einem Argument gegen Rauchverbote gleich, es müsse ja niemand rauchen der nicht möchte.
Warum?

Erstens werden Filme und auch Serien häufig nicht alleine, sondern in Gesellschaft anderer gesehen. Und da hat in der Regel immer derjenige ein Veto-Recht, der angeblich nicht gut genug englisch versteht um der Handlung zu folgen. Also entscheidet man sich aus Höflichkeit für die Synchronfassung, auch wenn die anderen vielleicht die OV bevorzugen würden.
Zweitens ist es im deutschen Free-TV so gut wie unmöglich, englische Originale von Filmen und Serien zu hören. Das hat auch mit einem Lizenzproblem zu tun: due deutschen TV-Sender werden (als einzige in Europa) unverschlüsselt über Satellit gesendet. Wären US-Serien dort auf englisch zu sehen, würden andere Länder (insbesondere die, wo OV die Regel ist) davon Gebrauch machen. Jedoch haben deutsche Sender nur Lizenzgebühren für Deutschland und max. Östereich entrichtet. Die Synchronisation hat hier also auch die Funktion einer Quasi-Verschlüsselung der deutschen Free-TV-Sender für das europäische Ausland.
Drittens bezieht sich die Wahlmöglichkeit zwischen der Synchronfassung und der OV ausschließlich auf die heutige Zeit. Das entschuldigt aber nicht, dass noch bis ins Jahr   2002 in Deutschland keinerlei Möglichkeit bestand, Serien in der englischen OV sehen zu können. Für Filme hatte man seit den 80ern zumindest die Möglichkeit britischer VHS-Cassetten. Aber Serien gab es nicht auf Video, von Star Trek einmal abgesehen. Also war man als Serienfan sehr wohl jahrzehntelang gezwungen, die Synchronfassung zu sehen oder eben auf seine Lieblingsserien zu verzichten. Also für jemanden wie mich, der viel Zeit in dem USA verbracht hat, die Wahl zwischen Pest und Cholera. Vom Aspekt der stark zeitverzögerten Ausstrahlung in Deutschland ganz zu schweigen.
Viertens ist die Wahlmöglichkeit effektiv nicht echt. Denn kaum ein Zuschauer, der Synchronfassungen gewöhnt ist, sieht für sich einen Grund, warum er es mit der OV versuchen sollte. Erst wenn es keine Synchro gäbe, würde sich die Mehrheit der Zuaschauer mit Originalfassungen beschäftigen und erst dann wären sie in der Lage zu begreifen, wie viel besser das tatsächlich ist.

Immer wieder wird als Argument für Synchronisation auch angeführt, dass man als Nicht-Muttersprachler, selbst mit guten Englischkenntnissen, niemals in der Lage wäre, alle Details und Feinheiten einer OV zu verstehen. Während das grundsätzlich vielleicht zutrifft, bleibt jedoch das viel gewichtigere Gegenargument, das Synchronisation für eben dieses Problem keine Lösung darstellt. Denn erstens ist dann auch ein Synchronregisseur nicht in der Lage, alle diese Feinheiten zu verstehen, und zweitens ist es noch viel weniger möglich, sie dann korrekt und passend in eine andere Sprache, eben der deutschen, zu übertragen - und das gilt selbst für den Idealfall dass der Kollege kompletter Zweisprachler ist und sogar alles verstanden hat (was in den wenigsten Fällen so ist). Beispiele dafür gibt es genug. "Ich geh dann mal runter in die U-Bahn und hole mir ein Sandwich", heißt es zum Beispiel bei "The Nutty Professor" mit Eddie Murphy. Natürlich kann der Begriff "Subway" tatsächlich U-Bahn bedeuten, jedoch war in diesem Fall eindeutig die Sandwichkette "Subway" gemeint, die damals noch nicht ihren Weg nach Deutschland gefunden hatte. Trotzdem hätte ein guter Übersetzer diesen Umstand erkannt und hätte entweder "Subway" stehen lassen sollen, oder zumindest mit "Imbiss" umschreiben können.

Seltsam ist in der Synchronisationswelt auch der Umgang mit Anspielungen auf andere amerikanische TV-Serien und z.B. Moderatoren die in Deutschland unbekannt sind (oder von denen ein Synchronregisseur glaubt sie seien es). V.a. in Sitcoms der 80er und 90er Jahre wurden an deren Stelle vollkommen schamlos deutsche Serien und Moderatoren genannt, die ganz sicher in Amerika niemandem bekannt sind, was selbst normalen deutschen Zuschauern klar sein sollte. Warum spricht ALF plötzlich über Thomas Gottschalk und Professor Brinkmann?? Weil die auch zufälligerweise damals beim ZDF unter Vertrag waren, wo die Serie in Deutschland erstausgeatrahlt wurde. Kostenlose Eigenwerbung also in einer amerikanischen Sitcom, worunter noch nach Jahrzehnten Zuschauer in dem Wiederholungsschleifen zu leiden haben. Ein wenig versteckter ging es zu, wenn eine amerikanische Persönlichkeit (die in Deutschland nicht bekannt war) einfach durch eine andere amerikanische Persönlichkeit mit höherem deutschen Bekanntheitsgrad ersetzt wurde. Die Wirkung ist vielleicht nicht so krass wie im ersten Beispiel, aber die Vorgehensweise ist eigentlich genau so schlimm.

Dabei könnte man auch einfach die im Original genannten Shows und Personen stehen lassen und dadurch die Neugierde der Zuschauer wecken. Schließlich wiederholen sich diese Anspielungen in vielen Sitcoms immer wieder, auch über verschiedene Serien und Staffeln hinweg, so dass sich beim x-ten Mal auch beim durchschnittlichen deutschen Zuschauer festgesetzt haben dürfte wer Walter Chronchite ist und welche Art von Show eine Oprah Winfrey gemacht hat.

In manchen Situationen wird man auch das Gefühl nicht los, dass ein Übersetzer weder besonders viel Ahnung von deutsch, noch von englisch, noch von der eigentlichen Serie oder dem Film zu haben scheint. Beispielsweise gibt es bei ALF eine Szene, wo Raquel Ochmonek einem Pizzaboten ein kleines Trinkgeld von 25 Cent gibt. Der erwidert, dass dies "in manchen Staaten für ein Stadtgespräch" ausreiche. Was ist denn ein Stadtgespräch überhaupt? Erst die OV gibt Aufschluss darüber, was gemeint war: "In some states you can still make a phone call"! Aha, also hätte eine mögliche Übersetzung lauten müssen: "Ortsgespräch". Damit wäre zumindest klar gewesen dass es um einen Telefonanruf geht, was bei "Stadtgespräch" völlig unklar ist.

Oder in "Jackie Brown", wo ein Ort für eine Geldübergabe vereinbart wird. In der deutschen Version heißt es da: "Del Amo Supermarkt, Lebensmittelabteilung." Weit und breit ist aber in den nachfolgenden Szenen kein Supermarkt zu sehen, geschweige denn dessen Lebensmittelabteilung. Das ist auch kein Wunder, denn in der OV ist korrekterweise die Rede von "Del Amo Mall, food court." Vielleicht hätte sich der Übersetzer den Film wenigstens einmal ansehen sollen.

Bei "I Spy" mit Eddie Murphy gibt es eine Art "running gag", dass Männer kein Parfüm tragen, sondern "After Shave" verwenden. Während das an sich noch ganz gut gelöst wurde, ist das eigentliche Thema trotzdem sinnentstellt. Denn im Original heißt es "Men don't use perfume, we put on Cologne!" Es geht hier also um die Pingeligkeit des Hauptcharakters, der darauf besteht für "Cologne" und nicht für "perfume" zu werben. Letztlich ist beides Parfüm, eines für Frauen, das andere für Männer. "After Shave" dagegen ist eindeutig ein anderes Produkt.

Letztlich muss man festhalten, dass es den Deutschen gut tun würde, wenn die Synchronisation abgeschafft würde. Die Englischkenntnisse würden sich deutlich verbessern, so wie das auch in skandinavischen Ländern oder in den Benelux-Ländern zu beobachten ist. Es würde so manches Missverständnis bezüglich der amerikanischen Kultur gar nicht erst aufkommen. Man könnte Kosten einsparen und der Zeitplan bis zu einer deutschen Ausstrahlung einer Serie würde schrumpfen. Zudem hätten auch Zugezogene und Leute wie ich, die längere Zeit im englischsprachigen Ausland verbracht haben, die Möglichkeit, weiterhin ihre Lieblingsserie im Original zu sehen. 


Beer

Eines der Themen, wo Deutsche und Amerikaner nicht weiter auseinander liegen könnten, ist Bier. Das hat viele Gründe, historisch bedingt vor allem. Aber zu einem Großteil hat es auch mit einer gewissen Sturheit und falschen Wahrnehmung der Deutschen zu tun.
Ja es stimmt natürlich, dass sich amerikanisches Bier stark vom deutschen unterscheidet. Aber dadurch ist es nicht per se schlechter - schließlich gibt es Gründe dafür dass riesige Brauereien wie z.B. Anheuser-Busch genau solches Bier produzieren und kein anderes. Die Amerikaner mögen es. Würden sie das starke deutsche Bier mit dem bitteren Geschmack bevorzugen, würden es die amerikanischen Brauereien natürlich anbieten. Schließlich ist es kein Hexenwerk, mit den berühmten 4 Zutaten, die nach deutscher Meinung ausschließlich erlaubt seien, Bier herzustellen. Aber die Amerikaner haben einen anderen Anspruch an Bier, es soll v.a. erfrischend schmecken und nicht schwer sein, v.a. wenn man es zum essen trinken will. Das eigentliche Problem beim Thema Bier ist, dass die Deutschen sich anmaßen, die eigene Definition von Bier habe für die ganze Welt zu gelten. Diese Ansicht trägt quasi-religiöse Züge, so werden Amerikaner gerne versucht zu deutscher Biervorliebe zu "bekehren", sie tun deutschen Biertrinkern "leid" weil sie "Spülwasser" trinken müssten. Müssen tun Amerikaner in dieser Richtung aber überhaupt nichts, weil deutsches Bier in dem USA längstens flächendeckend verfügbar ist. Wer möchte, kann also ohne Probleme das aus deutscher Sicht "echte" Bier haben. Im Gegensatz zu Deutschland, wo amerikanisches Bier in der Regel nicht verfügbar ist, hat der Amerikaner also sogar die Wahl. Und wenn er die zugunsten einer amerikanischen Biersorte trifft, geht das Deutschland überhaupt nichts an.

Ein weiterer Punkt, der die deutsche Sicht befremdlich erscheinen lässt, ist die Tatsache dass in Deutschland gerne so genanntes "Radler" getrunken wird. Während die Namensgebung bei deutschem Bier ohnehin eine Sache für sich ist, und die Bezeichnung "Bier" gleichzeitig Hauptkategorie und Unterkategorie sein kann ("Ich hätte gern ein Bier" - was kriegt man dann? Offenbar verbirgt sich dahinter etwas spezifisches wie Pils, was nur Deutsche wissen), weiß ich nicht wie man zu der Bezeichnung "Radler" kommt. Aber das kuriose daran ist ja, dass Deutsche amerikanisches Bier aufgrund der angeblich fehlenden "Reichhaltigkeit" ablehnen, gleichzeitig aber ihr heiliges, reines Bier mit Mineralwasser oder gar Limonade mischen und mit Begeisterung im Sommer trinken. Das muss man nicht verstehen, oder?
Äußerst sonderbar finde ich auch die Unsitte, in einem deutlich amerikanisch angehauchten Restaurant in Deutschland (und da gibt es schon einige!) kein einziges amerikanisches Bier auf der Karte zu haben, dafür aber Hintertopfinger Waldhornbräu oder Oberdorfer Urpils. Was soll denn das? Wenn ich zum Italiener gebe, wird mir dort ausschließlich Pfälzer Riesling angeboten? Nein, in aller Regel wird es nur italienische Weine auf der Karte geben, und genau so sollte es sich auch mit Bier in amerikanisch ausgerichteten Restaurants in Deutschland verhalten! Der Gipfel dieses Irrwegs ist dann, wenn "Budweiser" auf der Karte steht. Klingt amerikanisch, ist aber in Restaurants auf der östlichen Seite des Atlantiks meistens tschechisch und hat mit dem großen, amerikanischen "Budweiser" gar nichts zu tun.

Sicherlich ist deutsches Bier aufgrund des jahrhundertealten "Reinheitsgebots" auch nicht gerade als innovativ bekannt. Neue Geschmacksrichtungen sind da wohl "verboten". Also eignet sich Bier in Deutschland auch nicht unbedingt als Produkt für neue Ideen und hat immer einen in meinen Augen altmodischen Beigeschmack. Ich assoziiere deutsches Bier häufig mit Bahnhofspennern. Amerikanisches Bier wirkt auf mich stilvoller und cooler. Und es schmeckt mir einfach auch viel besser, weil ich deutschem Bier noch nie viel abgewinnen konnte.

Monday, October 20, 2014

Kleingeld und Geldbeutel in den USA

In Deutschland ist es auch für Männer meist üblich, eine Art "Geldbörse" bei sich zu tragen, die in aller Regel auch ein umfangreiches Fach für Münzen beherbergt. Dadurch werden solche Geldbeutel oft sehr dick, was zu ihrem ohnehin schon großen Format hinzukommt und passen damit nicht mehr wirklich gut in eine Hosentasche.
In den USA sind Geldbeutel für Männer deutlich zierlicher. Sie passen sich einerseits dem einheitlichen Format der $-Noten an, und andererseits dem Kreditkartenformat. Absolut üblich ist ein Klarsichtfach für den Führerschein im gleichem Format, der meist gleichzeitig als I.D. (Ausweisdokument) verwendet wird. So kann man ihn überall schnell vorzeigen.

Kleingeld (change) hat somit in den USA eine wesentlich geringere Bedeutung als in der Eurozone. Das liegt natürlich auch daran, dass es nur Münzen bis max. 25c im Umlauf gibt, während man ab $1 bereits einen Schein verwendet. Somit hat "ein Haufen von Kleingeld" in der Regel deutlich weniger Wert als anderswo. Kleingeld wird daher häufig in der dafür vorgesehenen kleinen Jeanstasche (über der rechten Vordertasche) aufbewahrt, oft auch lose im Auto. Kleinstbeträge in Form von 1c-Stücken werden in der Regel in eine Schale neben der Kasse gegeben, wo man sich bei Bedarf auch einige 1c-Stücke herausnehmen darf um z.B. bei Beträgen wie $5.03 das Wechselgeld zu vermeiden. (Give-a-penny-take-a-penny) Es besteht daher schlicht keine Notwendigkeit, Kleingeld in den USA im Geldbeutel aufzubewahren. Größere Geldbeutel europäischen Ausmaßes werden oft auch etwas abfällig als "man purse" bezeichnet. Amerikanische Männer (und ich) lassen sich damit nicht gerne blicken.

Monday, October 13, 2014

Outlet Malls

Während man in Deutschland noch immer an der richtigen Umsetzung des Konzepts "Shopping Mall" kaut, sich meist nicht einmal zu kostenlosen Parkplätzen durchringen kann, und nicht selten gegen die immer präsenten Gutmenschen ankämpfen muss bevor man eine Mall bauen darf, gibt es in den USA längst etablierte und begehrte Konzepte. Neben den gängigen Shopping Malls, die in jeder größeren Stadt ab 50.000 Einwohnern in autogerechten Dienstleistungsvierteln zu finden sind, gibt es auch noch die Kategorie der Outlet Malls.

Diese sind weniger eindeutig definiert als die regulären Malls. Während das Konzept bei letzteren immer auf der gleichen Basis aufbaut (anchor stores, indoor, food court usw.) gibt es bei Outlet Malls mehrere Konzepte.

Meist sind Outlet Malls in gut besuchten Touristengegenden zu finden, oder direkt und gut sichtbar an einem Interstate, etwas außerhalb von besiedeltem Gebiet. Typisch ist, dass viele bekannte Marken dort eigene, so genannte factory stores betreiben. Diese sind durch das Markenlogo gekennzeichnet, so dass man von weitem schon recht gut erkennen kann, wo welche Marke zu finden ist. Eine beliebte Kategorie der Outlet Mall ist "outdoor". Das bedeutet, dass man nicht wie bei einer klassischen Mall vor dem Haupteingang parkt und die Geschäfte überdacht erreichen kann, sondern die einzelnen Geschäfte sind nebeneinander um den Parkplatz herum angeordnet, jeweils mit eigenem Eingang. Da sich die outdoor Outlet Malls oft dennoch über eine sehr große Fläche erstrecken, ist es üblich mit dem Auto von einem Laden zum anderen zu fahren, falls diese weiter auseinander liegen. Häufig gibt es in solchen Malls keinen food court, und falls doch, dann in einem eigenen, abgetrennten Gebäude.
Bekannte Malls der outdoor-Kategorie sind beispielsweise Belz Factory Outlets oder Tanger Outlets.

Es gibt aber auch reine indoor Outlet Malls, die vom Konzept her einer klassischen Shopping Mall ähnlich sind, jedoch in der Regel deutlich größer. Alle Markengeschäfte sind hier im Innenbereich angeordnet, und können überdacht zu Fuß erreicht werden. Der Parkplatz umfasst dann meist die komplette Mall, und Richtungsschilder weisen darauf hin, auf welcher Seite man zur Erreichung welcher Marken-Stores am besten parken sollte. Die Bekanntesten Malls der Indoor-Kategorie sind die Simon-Malls, die sich meist im Umkreis größerer Städte angesiedelt haben. Meist endet der Name auf "Mills".

Wednesday, June 29, 2011

Autos 2/4 - Amerikanische Autos in Deutschland

Nachdem wir die gewöhnlichen deutschen Autokäufer analysiert haben, wollen wir nun einen Blick auf diejenigen Autofahrer werfen die ums Verrecken nicht mit den Karten spielen wollen, die ihnen ausgeteilt werden. Deshalb kaufen sie "Exoten", also Fahrzeuge, die entweder gar nicht erst für den deutschen Markt vorgesehen sind, oder die sich in Deutschland aus irgendeinem Grund (in der Regel ist das die fehlende Dieselvariante) nur in homöopathischen Dosen verkaufen. Zu dieser Käufergruppe zähle ich mich natürlich auch selbst. Solche Käufer von amerikanischen Autos sind in der Regel richtige Fans - sie sehen in einem Auto mehr als nur ein simples Fortbewegungsmittel und etwas ganz anderes als eine teure, lästige Notwendigkeit um ins Büro zu fahren. Ihre Fahrzeugauswahl treffen sie daher eher so:

1. Wieviel Geld habe ich zur Verfügung?

2. Welches Fahrzeug fällt als US-Exot im deutschen Strassenbild auf, ist cool und verfügt über komfortable Ausstattung und tollen Sound?
3. Worüber ärgert sich mein spiessiger Nachbar am meisten?

Keine Argumente sind für US-Car Fahrer in der Regel die Unterhaltskosten (denn die sind immer irgendwie stemmbar), die Stadttauglichkeit (denn die hängt letztlich eher vom fahrerischen Können als von einer geringen Baugrösse ab) oder der Wiederverkaufswert. Diesel gilt generell als unamerikanisch und ist daher ein absolutes No-go! Das Auto soll lieber viel Stil haben, serienmässigen Komfort (den man bei deutschen Fahrzeugen teuer bezahlen müsste) und soll Grösse zeigen. "Size does matter!" heisst die Devise! Der grösste Feind sind somit natürlich Ökos, Spiesser und Kleinwagenprolos. Der Fahrer eines US-Car hat auch Spass daran, solche Zeitgenossen in gewissem Sinne auf eine sehr coole Art ganz bewusst zu "provozieren". Während viele verständnislos den Kopf schütteln, tritt er einfach auf sein Gaspedal und lässt die samtweiche Benzinpower seines V6 oder V8 sprechen.

Leider kann man heutzutage offiziell in Deutschland angebotene US-Cars kaum mehr erwarten. Entweder werden sie mit europäischen Dieselmotoren verunstaltet und verlieren dadurch den Grossteil ihrer Attraktivität (z.B. bei Jeep ist das gängige Praxis), oder sie werden schlichtweg durch ein langweiliges, europäisches Modell ersetzt. Dieses Schicksal musste vor einiger Zeit der Ford Escape erleiden. Obwohl es ihn in den USA nach wie vor gibt (und er sich dort erstklassig verkauft), wird in Europa heute an seiner Stelle das Schein-SUV Kuga aus dem Saarland angeboten. Need we say more?

Von daher ist das Geschäft mit amerikanischen Autos heute ein immer spezieller werdendes Nischengeschäft. Freie Importeure (die mittlerweile sehr professionell arbeiten) und einige grosse Mehrmarken-Autohäuser wie die Stuttgarter Schwabengarage versorgen die spiessige Bundesrepublik mit coolen Mustangs, Chargers, Explorers und RAMs. Es wird sie daher immer geben und sie werden immer ihre Käufer finden. Auch kein Grünen-Politiker wird daran zum Glück je etwas ändern können.






Sunday, June 26, 2011

Links abbiegen ohne Ampeln

Man sieht in den USA, dass es im Straßenbau auch einfach und günstig zugehen kann. Stellen wir uns eine große, gerade Durchgangsstraße mit mehreren Fahrspuren pro Fahrtrichtung vor. Links und rechts entlang dieser Straße haben sich zahlreiche Tankstellen, Supermärkte und Restaurants angesiedelt. Um zu diesen Businesses zu gelangen, macht man es in Deutschland extrem kompliziert: die Einfahrten zu den Parkplätzen befinden sich meist nicht direkt an der Durchgangsstraße, sondern in einer kleinen Parallelstraße hinter den Geschäften. Man muss also erst an einer Kreuzung entweder nach links oder rechts abbiegen, dann nochmal links oder rechts und erst dann kann man die zugehörigen Parkplätze (die pro Geschäft streng voneinander getrennt sind) befahren. Dabei muss man mindestens ein bis zwei Ampelanlagen passieren. Dass die beiden Fahrtrichtungen in der Durchgangsstraße durch eine meist verunkrautete Verkehrsinsel voneinander getrennt sind, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden. 

In den USA macht man es viel einfacher, schneller und kostengünstiger: jeder Parkplatz verfügt über eine Einmündung direkt an der Durchgangsstraße. Eine Verkehrsinsel in der Mitte der Durchgangsstraße gibt es in den USA in der Regel nicht (und wenn doch, dann werden darauf höchst gepflegter Rasen oder auch bunte Blumen oder Palmen eingepflanzt). Anstatt der Verkehrsinsel gibt es vielerorts eine so genannte "central turning lane". Sie darf immer von beiden Fahrtrichtungen aus befahren werden und dient dazu, nach links zu einem Parkplatz eines Geschäfts abzubiegen, oder aber von einem Parkplatz heraus nach links auf die Durchgangsstraße abzubiegen. Sie ist klar mit durchzogenen gelben Linien gekennzeichnet (in den USA sind durchzogene Linien immer gelb). Diese Fahrspuren sparen den Bau von teuren Verkehrsinseln, teuren Ampelanlagen und ermöglich ein viel schnelleres Erreichen des Ziels. 

Der Clou bei den Parkplätzen der verschiedenen Businesses am Straßenrand ist übrigens, dass diese stets miteinander verbunden sind, d.h. man kann in aller Regel hinten herum gemütlich von Business zu Restaurant zu Tankstelle fahren ohne erst wieder auf die Hauptstraße zurückfahren zu müssen.



Saturday, June 25, 2011

Wer ist hier der "Chef"?

Ein bislang selten thematisiertes sprachliches Missverständnis, dafür umso witziger. Wer in den USA bei allen möglichen Gelegenheiten den "Chef" sprechen will, wird nie den Manager oder Supervisor einer Einrichtung zu Gesicht bekommen... stattdessen wird man tendenziell mit grosser Verwirrung auf diesen Wunsch reagieren - nur in einem Restaurant ist man in der Lage einen "Chef" vorzuweisen. Denn im American English hat "Chef" nur eine einzige, dafür sehr spezielle Bedeutung. Gemeint ist damit ein professioneller Koch, also letztlich ein "Chefkoch" - und nichts anderes. Man kennt in den USA die in anderen Sprachen übliche Verwendung in der Regel nicht, das Sprachgefühl sagt automatisch "Koch" wenn man "Chef" hört. Wer also einen Chef nach deutschem Sprachgebrauch konsultieren will, sollte stets nach dem Manager, dem Supervisor oder ganz einfach nach dem Boss verlangen.