Thursday, October 23, 2014

Beer

Eines der Themen, wo Deutsche und Amerikaner nicht weiter auseinander liegen könnten, ist Bier. Das hat viele Gründe, historisch bedingt vor allem. Aber zu einem Großteil hat es auch mit einer gewissen Sturheit und falschen Wahrnehmung der Deutschen zu tun.
Ja es stimmt natürlich, dass sich amerikanisches Bier stark vom deutschen unterscheidet. Aber dadurch ist es nicht per se schlechter - schließlich gibt es Gründe dafür dass riesige Brauereien wie z.B. Anheuser-Busch genau solches Bier produzieren und kein anderes. Die Amerikaner mögen es. Würden sie das starke deutsche Bier mit dem bitteren Geschmack bevorzugen, würden es die amerikanischen Brauereien natürlich anbieten. Schließlich ist es kein Hexenwerk, mit den berühmten 4 Zutaten, die nach deutscher Meinung ausschließlich erlaubt seien, Bier herzustellen. Aber die Amerikaner haben einen anderen Anspruch an Bier, es soll v.a. erfrischend schmecken und nicht schwer sein, v.a. wenn man es zum essen trinken will. Das eigentliche Problem beim Thema Bier ist, dass die Deutschen sich anmaßen, die eigene Definition von Bier habe für die ganze Welt zu gelten. Diese Ansicht trägt quasi-religiöse Züge, so werden Amerikaner gerne versucht zu deutscher Biervorliebe zu "bekehren", sie tun deutschen Biertrinkern "leid" weil sie "Spülwasser" trinken müssten. Müssen tun Amerikaner in dieser Richtung aber überhaupt nichts, weil deutsches Bier in dem USA längstens flächendeckend verfügbar ist. Wer möchte, kann also ohne Probleme das aus deutscher Sicht "echte" Bier haben. Im Gegensatz zu Deutschland, wo amerikanisches Bier in der Regel nicht verfügbar ist, hat der Amerikaner also sogar die Wahl. Und wenn er die zugunsten einer amerikanischen Biersorte trifft, geht das Deutschland überhaupt nichts an.

Ein weiterer Punkt, der die deutsche Sicht befremdlich erscheinen lässt, ist die Tatsache dass in Deutschland gerne so genanntes "Radler" getrunken wird. Während die Namensgebung bei deutschem Bier ohnehin eine Sache für sich ist, und die Bezeichnung "Bier" gleichzeitig Hauptkategorie und Unterkategorie sein kann ("Ich hätte gern ein Bier" - was kriegt man dann? Offenbar verbirgt sich dahinter etwas spezifisches wie Pils, was nur Deutsche wissen), weiß ich nicht wie man zu der Bezeichnung "Radler" kommt. Aber das kuriose daran ist ja, dass Deutsche amerikanisches Bier aufgrund der angeblich fehlenden "Reichhaltigkeit" ablehnen, gleichzeitig aber ihr heiliges, reines Bier mit Mineralwasser oder gar Limonade mischen und mit Begeisterung im Sommer trinken. Das muss man nicht verstehen, oder?
Äußerst sonderbar finde ich auch die Unsitte, in einem deutlich amerikanisch angehauchten Restaurant in Deutschland (und da gibt es schon einige!) kein einziges amerikanisches Bier auf der Karte zu haben, dafür aber Hintertopfinger Waldhornbräu oder Oberdorfer Urpils. Was soll denn das? Wenn ich zum Italiener gebe, wird mir dort ausschließlich Pfälzer Riesling angeboten? Nein, in aller Regel wird es nur italienische Weine auf der Karte geben, und genau so sollte es sich auch mit Bier in amerikanisch ausgerichteten Restaurants in Deutschland verhalten! Der Gipfel dieses Irrwegs ist dann, wenn "Budweiser" auf der Karte steht. Klingt amerikanisch, ist aber in Restaurants auf der östlichen Seite des Atlantiks meistens tschechisch und hat mit dem großen, amerikanischen "Budweiser" gar nichts zu tun.

Sicherlich ist deutsches Bier aufgrund des jahrhundertealten "Reinheitsgebots" auch nicht gerade als innovativ bekannt. Neue Geschmacksrichtungen sind da wohl "verboten". Also eignet sich Bier in Deutschland auch nicht unbedingt als Produkt für neue Ideen und hat immer einen in meinen Augen altmodischen Beigeschmack. Ich assoziiere deutsches Bier häufig mit Bahnhofspennern. Amerikanisches Bier wirkt auf mich stilvoller und cooler. Und es schmeckt mir einfach auch viel besser, weil ich deutschem Bier noch nie viel abgewinnen konnte.

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