Fangen wir also mal in Deutschland an, mit den deutschen, bzw. europäischen Fahrzeugen. Da wären die gängigen Fahrzeugtypen zu nennen, die man auf den deutschen Strassen in aller Regel fahren sieht: Kleinwagen, (Mini-)Minivans, Kombis, Schein-SUVs und VW Busse. Natürlich sieht man hin und wieder auch Limousinen, Sportwagen und echte SUVs - aber eher selten. Etwa jeder zweite Pkw in Deutschland ist mittlerweile ein Diesel. Das kuriose dabei ist, dass der Dieselanteil bei grösseren Autos höher ist als bei kleineren. Die Motoren weisen eher einen Hubraum unterhalb von 2 Litern auf. Bevorzugt werden deutsche Marken , wer sie sich leisten kann (Mindeststandard ist natürlich VW mit serienmässiger Langeweile), und französische wer es nicht kann. Wie kommt diese Zusammensetzung des deutschen Fuhrparks zustande? Die Gründe dafür sind vielfältig.
Der deutsche Käufer lässt sich von einigen Faktoren beeinflussen, die den Amerikaner weniger interessieren. Er wendet im wesentlichen das "Minimalprinzip" an:
1. Welche Fahrzeuggrösse benötige ich allerhöchstens?
2. Wie erreiche ich dieses Ziel mit den geringst möglichen Kosten, über die gesamte Betriebszeit? (auch wenn ich noch nicht weiss wie lange die sein wird)
3. Was wird der Nachbar, Kollege oder Vereinsfreund denken?
Er findet coole, grosse und stark motorisierte Autos möglicherweise trotzdem toll. Und er könnte sie sich vielleicht sogar auch leisten. Aber er verzichtet aus oben genannten Gründen freiwillig auf diesen Spass und kauft sich entweder Sachen die der Nachbar nicht sieht oder spart sein Geld lieber. Er kauft bevorzugt Diesel, akzeptiert dafür einen hohen Anschaffungspreis und hohe Kfz-Steuern, nur damit die laufenden Kosten niedrig sind. Fährt er nicht ausreichend weit mit dem Diesel, zahlt er am Ende möglicherweise drauf - aber davon will er nichts hören. Hauptsache an der Tankstelle kommt es ihn billiger. Der Gipfel des Absurden ist aber erreicht, wenn der deutsche Käufer dann auch noch mit allen Mitteln versucht, seinen Diesel aufgrund seiner angeblich so vorteilhaften Eigenschaften in den höchsten Tönen zu loben. Dass er sich ja überhaupt nicht aufgrund der Kosten bzw. des Verbrauchs dafür entschieden hätte, sondern weil heutige Dieselmotoren den Benzinaggregaten doch in jeglicher Hinsicht überlegen seien. Waaas bitte??
Natürlich ist Kraftstoff in Europa teurer als in den USA, keine Frage. Ebenso wird Kraftstoff mit der Zeit teurer und ist deutlich teurer als vor 20 oder 30 Jahren. Der Haken dabei ist aber die Inflationsbereinigung. Relativ gesehen zum Einkommen zahlt der Deutsche heute sogar weniger für Benzin als damals. Und trotzdem tut er alles dafür, dass sein Auto immer weniger verbraucht anstatt sich ein cooles, großes Fahrzeug zu leisten. Vermutlich würde sich daran selbst dann nichts ändern, wenn Benzin von heute auf morgen die Häflte kosten würde. Man kann es dem deutschen Käufer einfach nicht Recht machen.
Diese Situation führt letztlich zu einem paradoxen Sachverhalt. In Deutschland werden viele der teuersten Autos der Welt gebaut. Die eigentlichen Topmodelle jedoch, die großen Benziner, werden in Deutschland so gut wie gar nicht beachtet. In Deutschland will man zwar möglichst die deutsche Marke fahren, aber schwache Motorisierungen, das Nagelgeräusch und das traurige Innenleben der in Deutschland üblichen Modellvarianten interessieren kaum jemanden. Die wahren Schmuckstücke aus Untertürkheim und München werden unterdessen in L.A., in Houston oder auch in Dubai gefahren und geschätzt.
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