Wednesday, June 29, 2011

Autos 2/4 - Amerikanische Autos in Deutschland

Nachdem wir die gewöhnlichen deutschen Autokäufer analysiert haben, wollen wir nun einen Blick auf diejenigen Autofahrer werfen die ums Verrecken nicht mit den Karten spielen wollen, die ihnen ausgeteilt werden. Deshalb kaufen sie "Exoten", also Fahrzeuge, die entweder gar nicht erst für den deutschen Markt vorgesehen sind, oder die sich in Deutschland aus irgendeinem Grund (in der Regel ist das die fehlende Dieselvariante) nur in homöopathischen Dosen verkaufen. Zu dieser Käufergruppe zähle ich mich natürlich auch selbst. Solche Käufer von amerikanischen Autos sind in der Regel richtige Fans - sie sehen in einem Auto mehr als nur ein simples Fortbewegungsmittel und etwas ganz anderes als eine teure, lästige Notwendigkeit um ins Büro zu fahren. Ihre Fahrzeugauswahl treffen sie daher eher so:

1. Wieviel Geld habe ich zur Verfügung?

2. Welches Fahrzeug fällt als US-Exot im deutschen Strassenbild auf, ist cool und verfügt über komfortable Ausstattung und tollen Sound?
3. Worüber ärgert sich mein spiessiger Nachbar am meisten?

Keine Argumente sind für US-Car Fahrer in der Regel die Unterhaltskosten (denn die sind immer irgendwie stemmbar), die Stadttauglichkeit (denn die hängt letztlich eher vom fahrerischen Können als von einer geringen Baugrösse ab) oder der Wiederverkaufswert. Diesel gilt generell als unamerikanisch und ist daher ein absolutes No-go! Das Auto soll lieber viel Stil haben, serienmässigen Komfort (den man bei deutschen Fahrzeugen teuer bezahlen müsste) und soll Grösse zeigen. "Size does matter!" heisst die Devise! Der grösste Feind sind somit natürlich Ökos, Spiesser und Kleinwagenprolos. Der Fahrer eines US-Car hat auch Spass daran, solche Zeitgenossen in gewissem Sinne auf eine sehr coole Art ganz bewusst zu "provozieren". Während viele verständnislos den Kopf schütteln, tritt er einfach auf sein Gaspedal und lässt die samtweiche Benzinpower seines V6 oder V8 sprechen.

Leider kann man heutzutage offiziell in Deutschland angebotene US-Cars kaum mehr erwarten. Entweder werden sie mit europäischen Dieselmotoren verunstaltet und verlieren dadurch den Grossteil ihrer Attraktivität (z.B. bei Jeep ist das gängige Praxis), oder sie werden schlichtweg durch ein langweiliges, europäisches Modell ersetzt. Dieses Schicksal musste vor einiger Zeit der Ford Escape erleiden. Obwohl es ihn in den USA nach wie vor gibt (und er sich dort erstklassig verkauft), wird in Europa heute an seiner Stelle das Schein-SUV Kuga aus dem Saarland angeboten. Need we say more?

Von daher ist das Geschäft mit amerikanischen Autos heute ein immer spezieller werdendes Nischengeschäft. Freie Importeure (die mittlerweile sehr professionell arbeiten) und einige grosse Mehrmarken-Autohäuser wie die Stuttgarter Schwabengarage versorgen die spiessige Bundesrepublik mit coolen Mustangs, Chargers, Explorers und RAMs. Es wird sie daher immer geben und sie werden immer ihre Käufer finden. Auch kein Grünen-Politiker wird daran zum Glück je etwas ändern können.






Sunday, June 26, 2011

Links abbiegen ohne Ampeln

Man sieht in den USA, dass es im Straßenbau auch einfach und günstig zugehen kann. Stellen wir uns eine große, gerade Durchgangsstraße mit mehreren Fahrspuren pro Fahrtrichtung vor. Links und rechts entlang dieser Straße haben sich zahlreiche Tankstellen, Supermärkte und Restaurants angesiedelt. Um zu diesen Businesses zu gelangen, macht man es in Deutschland extrem kompliziert: die Einfahrten zu den Parkplätzen befinden sich meist nicht direkt an der Durchgangsstraße, sondern in einer kleinen Parallelstraße hinter den Geschäften. Man muss also erst an einer Kreuzung entweder nach links oder rechts abbiegen, dann nochmal links oder rechts und erst dann kann man die zugehörigen Parkplätze (die pro Geschäft streng voneinander getrennt sind) befahren. Dabei muss man mindestens ein bis zwei Ampelanlagen passieren. Dass die beiden Fahrtrichtungen in der Durchgangsstraße durch eine meist verunkrautete Verkehrsinsel voneinander getrennt sind, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden. 

In den USA macht man es viel einfacher, schneller und kostengünstiger: jeder Parkplatz verfügt über eine Einmündung direkt an der Durchgangsstraße. Eine Verkehrsinsel in der Mitte der Durchgangsstraße gibt es in den USA in der Regel nicht (und wenn doch, dann werden darauf höchst gepflegter Rasen oder auch bunte Blumen oder Palmen eingepflanzt). Anstatt der Verkehrsinsel gibt es vielerorts eine so genannte "central turning lane". Sie darf immer von beiden Fahrtrichtungen aus befahren werden und dient dazu, nach links zu einem Parkplatz eines Geschäfts abzubiegen, oder aber von einem Parkplatz heraus nach links auf die Durchgangsstraße abzubiegen. Sie ist klar mit durchzogenen gelben Linien gekennzeichnet (in den USA sind durchzogene Linien immer gelb). Diese Fahrspuren sparen den Bau von teuren Verkehrsinseln, teuren Ampelanlagen und ermöglich ein viel schnelleres Erreichen des Ziels. 

Der Clou bei den Parkplätzen der verschiedenen Businesses am Straßenrand ist übrigens, dass diese stets miteinander verbunden sind, d.h. man kann in aller Regel hinten herum gemütlich von Business zu Restaurant zu Tankstelle fahren ohne erst wieder auf die Hauptstraße zurückfahren zu müssen.



Saturday, June 25, 2011

Wer ist hier der "Chef"?

Ein bislang selten thematisiertes sprachliches Missverständnis, dafür umso witziger. Wer in den USA bei allen möglichen Gelegenheiten den "Chef" sprechen will, wird nie den Manager oder Supervisor einer Einrichtung zu Gesicht bekommen... stattdessen wird man tendenziell mit grosser Verwirrung auf diesen Wunsch reagieren - nur in einem Restaurant ist man in der Lage einen "Chef" vorzuweisen. Denn im American English hat "Chef" nur eine einzige, dafür sehr spezielle Bedeutung. Gemeint ist damit ein professioneller Koch, also letztlich ein "Chefkoch" - und nichts anderes. Man kennt in den USA die in anderen Sprachen übliche Verwendung in der Regel nicht, das Sprachgefühl sagt automatisch "Koch" wenn man "Chef" hört. Wer also einen Chef nach deutschem Sprachgebrauch konsultieren will, sollte stets nach dem Manager, dem Supervisor oder ganz einfach nach dem Boss verlangen.



Thursday, June 23, 2011

Rauchen in der Öffentlichkeit

The American Way: Smoking stinks.

In den USA schon lange nicht mehr üblich, in Europa dagegen zur "Kultur" erhoben: das Rauchen. Während in Deutschland die Zigarette für viele dazugehört, egal ob 15 oder 50, ob 18 oder 80, ist das Thema Rauchen in Amerika schon seit vielen Jahren ein Tabu. Restaurants und Shopping Malls haben bereits in den frühen 90er Jahren damit begonnen, den blauen Dunst zu verbannen. Dass Zigaretten erst ab 18 gekauft werden dürfen, ist Ehrensache. Denn die Amerikaner haben verstanden, dass eine rauchfreie, wohlriechende Umgebung den Kindern und erwachsenen Nichtrauchern zuliebe Gold wert ist. Wer rauchen will, kann dies tun: auf dem Parkplatz, zu Hause oder in seinem Auto. Raucherbereiche in Restaurants? Unsinn, das gesamte Restaurant ist natürlich rauchfrei. Man kommt in den USA so gut wie überhaupt nicht mehr mit Zigarettenrauch in Kontakt.

Das Theater das in Deutschland wegen dem Rauchverbot veranstaltet wird, darüber können Amerikaner nur müde lächeln. Restaurants, die alles tun damit sie die Raucher zufriedenstellen können, und Raucherkneipen, die angeblich Kulturgut sind. Und wo bleiben die Rechte der Nichtraucher und der Kinder? Man kann sich in Deutschland kaum irgendwo in der Öffentlichkeit fortbewegen ohne von irgend einem Winkel her Zigarettenrauch um die Nase geweht zu bekommen. Dieses ekelhafte Gefühlt macht jeden Ausflug, jede Shoppingtour und jeden Restaurantbesuch zunichte. Wenn ich als Nichtraucher ein Restaurant betrete, will ich nicht sofort riechen wo die Raucher sitzen. Ich will, dass Rauchen verboten ist.


Autos 1/4 - Deutsche und europäische Autos in Deutschland

The American Way: Mercedes oder BMW fahren, als Benziner mit Automatik.

Fangen wir also mal in Deutschland an, mit den deutschen, bzw. europäischen Fahrzeugen. Da wären die gängigen Fahrzeugtypen
 zu nennen, die man auf den deutschen Strassen in aller Regel fahren sieht: Kleinwagen, (Mini-)Minivans, Kombis, Schein-SUVs und VW Busse. Natürlich sieht man hin und wieder auch Limousinen, Sportwagen und echte SUVs - aber eher selten. Etwa jeder zweite Pkw in Deutschland ist mittlerweile ein Diesel. Das kuriose dabei ist, dass der Dieselanteil bei grösseren Autos höher ist als bei kleineren. Die Motoren weisen eher einen Hubraum unterhalb von 2 Litern auf. Bevorzugt werden deutsche Marken , wer sie sich leisten kann (Mindeststandard ist natürlich VW mit serienmässiger Langeweile), und französische wer es nicht kann. Wie kommt diese Zusammensetzung des deutschen Fuhrparks zustande? Die Gründe dafür sind vielfältig.

Der deutsche Käufer lässt sich von einigen Faktoren beeinflussen, die den Amerikaner weniger interessieren. Er wendet im wesentlichen das "Minimalprinzip" an:

1. Welche Fahrzeuggrösse benötige ich allerhöchstens?
2. Wie erreiche ich dieses Ziel mit den geringst möglichen Kosten, über die gesamte Betriebszeit? (auch wenn ich noch nicht weiss wie lange die sein wird)
3. Was wird der Nachbar, Kollege oder Vereinsfreund denken?

Er findet coole, grosse und stark motorisierte Autos möglicherweise trotzdem toll. Und er könnte sie sich vielleicht sogar auch leisten. Aber er verzichtet aus oben genannten Gründen freiwillig auf diesen Spass und kauft sich entweder Sachen die der Nachbar nicht sieht oder spart sein Geld lieber. Er kauft bevorzugt Diesel, akzeptiert dafür einen hohen Anschaffungspreis und hohe Kfz-Steuern, nur damit die laufenden Kosten niedrig sind. Fährt er nicht ausreichend weit mit dem Diesel, zahlt er am Ende möglicherweise drauf - aber davon will er nichts hören. Hauptsache an der Tankstelle kommt es ihn billiger. Der Gipfel des Absurden ist aber erreicht, wenn der deutsche Käufer dann auch noch mit allen Mitteln versucht, seinen Diesel aufgrund seiner angeblich so vorteilhaften Eigenschaften in den höchsten Tönen zu loben. Dass er sich ja überhaupt nicht aufgrund der Kosten bzw. des Verbrauchs dafür entschieden hätte, sondern weil heutige Dieselmotoren den Benzinaggregaten doch in jeglicher Hinsicht überlegen seien. Waaas bitte??

Natürlich ist Kraftstoff in Europa teurer als in den USA, keine Frage. Ebenso wird Kraftstoff mit der Zeit teurer und ist deutlich teurer als vor 20 oder 30 Jahren. Der Haken dabei ist aber die Inflationsbereinigung. Relativ gesehen zum Einkommen zahlt der Deutsche heute sogar weniger für Benzin als damals. Und trotzdem tut er alles dafür, dass sein Auto immer weniger verbraucht anstatt sich ein cooles, großes Fahrzeug zu leisten. Vermutlich würde sich daran selbst dann nichts ändern, wenn Benzin von heute auf morgen die Häflte kosten würde. Man kann es dem deutschen Käufer einfach nicht Recht machen.

Diese Situation führt letztlich zu einem paradoxen Sachverhalt. In Deutschland werden viele der teuersten Autos der Welt gebaut. Die eigentlichen Topmodelle jedoch, die großen Benziner, werden in Deutschland so gut wie gar nicht beachtet. In Deutschland will man zwar möglichst die deutsche Marke fahren, aber schwache Motorisierungen, das Nagelgeräusch und das traurige Innenleben der in Deutschland üblichen Modellvarianten interessieren kaum jemanden. Die wahren Schmuckstücke aus Untertürkheim und München werden unterdessen in L.A., in Houston oder auch in Dubai gefahren und geschätzt.




Wednesday, June 22, 2011

"Middle School" oder "Mittelschule"??

Bei manchen Wörtern gibt es im American English und im Deutschen lustige Zufälle. Wörter, die ähnlich klingen, aber vom Sinn her eigentlich gar nicht zusammen passen. Dadurch können sich unter Umständen auch Verständigungsschwierigkeiten zwischen Amerikanern und Deutschen ergeben. Ein solches Beispiel: die "Middle School". In den USA ist damit eine Schule gemeint, die vom Alter der Schüler her "in der Mitte" liegt, nämlich vom 5. bis zum 8. Schuljahr geht. Alle Schüler besuchen sie, in Gemeinden wo es sie gibt. In anderen gibt es die Junior High School (7. bis 9.).
Dummerweise gibt es im Deutschen ein sehr ähnlich klingendes Wort, die umgangssprachliche Bezeichnung "Mittelschule". Damit ist keine Altersstufe, sondern der "mittlere Bildungsweg" gemeint, der mit der "mittleren Reife endet - also die Realschule. Etwas völlig anderes als in den USA, und wenn sich Deutsche und Amerikaner unterhalten, kann es daher vorkommen dass sie komplett aneinander vorbei reden.


Tuesday, June 21, 2011

Autos in den USA und in Deutschland

The American Way: Show what you got!

Es wird hier sehr oft um das Thema Autos gehen! Mir machen Autos großen Spaß, und mir ist natürlich wichtig dass sie cool sind und möglichst viel hermachen. Um das Thema in Deutschland und den USA zu vergleichen, wird es verschiedene Posts geben müssen, die dem Umfang gerecht werden. Ich werde daher die Betrachtung trennen in "Autos in den USA" und "Autos in Deutschland", und zudem wird es in beiden Posts noch einmal eine Fallunterscheidung geben in "Deutsche/Europäische Autos" und "Amerikanische Autos". Vorab kann ich schon einmal sagen, dass ich in Deutschland sehr viel Spießigkeit erfahre wenn es um Autos geht. Dagegen sehe ich in den USA sehr viel Coolness. Diesen Unterschied zu erklären, dazu reichen die unterschiedlichen Benzinpreise bei weitem nicht aus. Es gibt viel mehr, tiefergehende Gründe die in den Mentalitäten der beiden Länder verankert sind. Lasst Euch überraschen!

Monday, June 20, 2011

Das neue USA-Blog

Welcome! Hier ist mein brandneues USA-Blog, das v.a. Gleichgesinnten, also USA-Fans vieles an Infos und Tipps bieten soll, oder einfach nur sagen will: Ihr seid nicht allein, falls Ihr derzeit nicht die Möglichkeit habt, in den USA zu leben. Ich verwende englische Wörter wie sie mir in den Sinn kommen, aber stets korrekt. Ich gehe davon aus, dass Interessierte hier ähnlich "gepolt" sind und nichts dagegen haben, im Gegensatz zum Großteil der Deutschen die empfindlich auf Englisch reagieren. Viel Spaß beim lesen und kommentieren!